Als ich heute die Kieler Nachrichten las, habe ich einen sehr interessanten Artikel gefunden.
Ein Leben nach Harry Potter
J.K. Rowling veröffentlicht heute ihren ersten Roman für Erwachsene: „Ein plötzlicher Todesfall“
Von Jochen Wittmann
London. So erfolgreich wie die Harry-Potter-Reihe wird es nicht werden. Aber das Interesse an dem neuen Buch von J.K. Rowling ist gewaltig. Heute kommt „The Casual Vacancy“ mit einer Startauflage von zwei Millionen Exemplaren auf den englischsprachigen Markt, in Deutschland erscheint es zeitgleich unter dem Titel „Ein plötzlicher Todesfall“. Es ist das erste Mal, dass Rowling kein Buch für Kinder, sondern eines für Erwachsene geschrieben hat. Kann sie ihre Leser verzaubern?
Für den Roman galt die höchste Geheimhaltungsstufe. Rezensionsexemplare gab es nicht vorab. Nur einigen handverlesenen Kritikern wurde erlaubt, in die Londoner Verlagsräume von „Little, Brown“ zu kommen, um dort in einem fensterlosen Raum das Buch zu lesen. Druckfahnen wurden geschreddert, Computer gesichert, Lastwagen plombiert, die die Bücher auslieferten. Buchhandlungen drohte eine Konventionalstrafe von 1000 Euro für jedes vorab in Umlauf gebrachte Exemplar.
Die Geheimniskrämerei feuerte den Rummel so richtig an. In Großbritannien gilt schon jetzt „The Casual Vacancy“ als das literarische Ereignis des Jahres. Nur vage ließ der Verlag vorab verlauten, worum es in dem Buch geht. In der Kleinstadt Pagford ist ein Stadtrat gestorben. Barry Fairweather war ein Anwalt der kleinen Leute und repräsentierte die Sozialsiedlung „Fields“, die den braven Bürgern von Pagford schon lange ein Dorn im Auge ist. Es beginnt der Kampf um Fairweathers frei gewordenen Sitz im Gemeinderat, und das stürzt die Stadt in einen Krieg: „Reiche im Krieg mit Armen, Jugendliche im Krieg mit ihren Eltern, Ehefrauen im Krieg mit ihren Männern, Lehrer im Krieg mit ihren Schülern.“
Die Autorin J.K. Rowling hat in den Tagen vor dem Erscheinungstermin etwas mehr verraten. Sie hat in dem Buch, das sie über die letzten fünf Jahre beschäftigte, ein gutes Stück ihrer eigenen Lebensgeschichte verarbeitet. Heute, nach der siebenbändigen Harry-Potter-Saga mit ihren mehr als 450 Millionen verkauften Exemplaren, ist sie reicher als die Queen. Doch als Rowling an ihrem ersten Buch schrieb, war sie eine alleinerziehende Mutter, lebte von der Sozialhilfe.
Kein Wunder daher, dass ihre Sympathien eher den kleinen Leuten in Fields als der satten Mittelschicht von Pagford gehören. Sie ist ihr neuestes Buch Journal des des immerwährenden Klassenkampfes innerhalb der britischen Gesellschaft. „Über die Armen wird immer geredet, als ob sie dieser homogene Brei wären, wie Porridge“, meint Rowling. In Zeiten wo eine konservativ-liberale Regierungskoalition die Sozialhilfe kappt, sieht sie ihr Buch „immer relevanterE“. Sie besteht darauf, dass ihr Vermögen, das auf umgerechnet 700 Millionen Euro geschätzt wird, ihr nicht zu Kopf gestiegen ist.
Quelle: Kieler Nachrichten vom 27. September 2012
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